Mien Mann, de fohrt to See

Neuer Lachschlager der Speeldeel

„Mien Mann, de fohrt to See“ mit sehr guten Darstellern

 

 

Die Schleswiger Speeldeel eröffnete ihre neue Spielzeit mit Wilfried Wroosts Lustspiel „Mien Mann, de fohrt to See“. Das Stück hatte Premiere am Sonntag abend im Schleswiger Stadttheater und war wenige Tage vorher schon in Eckernförde über die Bühne gegangen. Was hier besprochen wird, ist die Eckernförder Voraufführung. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Publikum war hell begeistert, Man schmunzelte stillvergnügt vor sich hin, Lachsalven prasselten ins Spiel. es gab viel Szenen- und Schlußapplaus.

Wilfried Wroost hat ein handfestes komisches Hauptthema wirkungsvoll ausgesponnen und ein paar ebenfalls zündkräftige Nebenhandlungen hinzugegeben. Es läge vielleicht nahe, einzelnes zu verraten. Doch soll künftigen Zuschauern nicht die Freude an den vielfältigen lustigen Überraschungen genommen werden. Nur soviel daher: Es fängt mit einem harmlosen Schwindel an, und die mitwirkenden Personen, sämtlich mit kräftigen Zügen treffend gezeichnet, geraten in turbulenteste Verwicklungen. Alles hat lose Tuchfühlung mit dem Leben und ist, mag auch der plattdeutsche Text nicht überall gleich gut geraten sein, von praller Komik.

Die Schleswiger Speeldeel gab dem an sich schon bühnenwirksamen Stück den letzten Schliff. Annemarie Dienesen als Spielleiterin hatte jede einzelne Rolle gut besetzt und aus allen Mitwirkenden ein prächtiges Ensemble gemacht; sie sorgte mit sicherem Blick für Tempo, Steigerungen und stimmungsfördernde Einzelheiten. Als Darstellerin hatte sie sich die Rolle der KrögersfrauMary Brammer ausgesucht, die sie geschickt auf die Bühne stellte. Den Kröger und Pseudo-Seefahrer Karl Brammer gab Werner Jungjohann; von der Rolle und auch vom Temperament her eine Art Gegenpol zur Krögersfrau, nie auffällig um Publikumsgunst bemüht, weckte er doch bald leise und bald laute Heiterkeit.

Zwerchfellerschütternd war das Quartett der Brammer-Verwandten. Erika Larssen (Malwine) hatte sich mit einem beim Amateurtheater seltenen Verzicht auf gutes Aussehen in eine "tuntige" Xanthippe mittleren Alters verwandelt; die Verwandlung war vollkommen, die Sprache vortrefflich. Waltraud Evers als Schiffsbefrachtersfrau Auguste verkörperte erfolgreich den Typ des Dummchens mit damenhaften Allüren. Jens Larssen (Friedrich) zog alle Register des scheinbar biederen Ränkeschmieds. Und Uwe Petersen (Mandus) war ein Pantoffelheld, wie er im Buche steht, mit einer Solo-Glanznummer als vertrauensseliger Köm-Konsument. Horst Jacobs machte aus seiner Rolle als Adrian Pott, Kellner und sonst noch einiges in Brammers Krug „Blauer Peter“, ein Kabinettstück; es ging von ihm jene stille Heiterkeit aus, die in einem lustigen Stück oft zu kurz kommt. Heidi Misfeldt, kurzfristig für ein anderes Speeldeel-Mitglied eingesprungen, spielte temperamentvoll die Rolle der Kellnerin Ulli. Stammgäste im Krug, mit einer Schwäche für die Wirtin Mary, waren Herwig Jürgensen als Schiffsmakler Menck und Volker Schwarz als Schiffsausrüster. Herwig Jürgensen war ein dezent auf mittleres Alter getrimmter Kavalier mit entsprechendem Gebaren. Volker Schwarz beherrschte seine Rolle, obwohl er sie erst kurz zuvor übernommen hatte, bis in die Fingerspitzen; sein ungestümes Werben war so glaubwürdig wie sein schmachtender Abschiedsblick.

Margarete Lorenzen

Schleswiger Nachrichten, Sept. 1974