De hillige Grootmudder
Speeldeel-Premiere
So heilig ist die Oma dann doch nicht
Die Komödie "De hillige Grootmudder" von der Speeldeel spielt auf dem Holm und handelt von Personen, die tatsächlich gelebt haben
Stina Tillkamp, die "hillige Grootmudder", und Zoll-Inspektor Dräsel - gespielt von
Nicole Hünefeld und Simon Clausen.
Foto:Speeldeel
Schleswig. Ein ganzes Dutzend Personen hatte die Schleswiger Speeldeel auf die Bühne gestellt, als sie zu ihrer dritten und letzten Premiere dieser Spielzeit eingeladen hatte. Uwe Petersen begrüßte mit launigen Worten das Publikum, das den Saal im Slesvighus bis fast auf den letzten Platz füllte. Gegeben wurde die Komödie "De hillige Grootmudder" von Irmgard Kuhlmann. Das Besondere an dem Stück ist, dass es auf dem Schleswiger Holm spielt, und alle auftretenden Personen tatsächlich einmal gelebt haben.
Die Autorin hat die Komödie sehr geschickt aufgebaut. In einer zeitversetzten Nebenhandlung, hier im Vorspiel und Nachspiel, gesetzt etwa in das Jahr 1900, wird der Hauptgedanke deutlich: der Holmer Fischer Hanne Dalli hat vom Gemeindepastor ein lukratives Angebot bekommen. Der Geistliche möchte das Bild der Großmutter, die stadtbekannt und eine beliebte Köchin war, im Dom aufhängen. Der Enkel will sich den Handel noch einmal überlegen und hat in der Nacht einen bedeutsamen Traum, der die drei Akte des Stückes ausfüllt. Dabei stellt sich heraus, dass die "hillige Grootmudder" nun doch nicht so "heilig" war, wie angenommen, aber als "Helferin in der Not" hat sie sich durchaus Verdienste erworben. So wird also, trotz des erhöhten Preises, nichts aus dem Handel, das Bild der "hilligen Grootmudder" sucht man im Schleswiger Dom vergebens.
Den Enkel Hanne Dalli Tillkamp spielt Thore Petersen sehr echt, sehr lebensnah, sehr versiert. Er hat auch die Rolle vom Zoll-Oberinspektor Klüsendörp übernommen, der natürlich ein aufrechter Staatsbeamter ist, aber den weiblichen Verführungsverlockungen doch nicht widerstehen kann. Sein Untergebener, der Zoll-Inspektor Dräsel, wird von Simon Clausen korrekt und zackig dargestellt. Die Großmutter von Hanne Dalli, Stina Tillkamp, hat in Nicole Hünefeld eine ausgezeichnete Interpretin gefunden - man nahm ihr jedes Wort und jede Geste ab. Die Fischer-Kollegen von Hanne Dalli, nämlich Jöns, Nicker und Hein, wurden von Stefan Reimann, Jens-Ole Kleinert und Horst Seegebarth überzeugend dargestellt. Sie zogen nicht nur Fische aus der Schlei, sondern auch verborgenes Schmuggelgut, das - vorbei am Zoll - gewinnbringend veräußert werden soll.
Eine großartige Darstellung ist die Diepenbeekersch, die Untermieterin bei Stine - von Waltraud Heutmann bestens verkörpert. Die Frau von Hanne Dalli, Greten, findet bei Petra Utermann eine gute Wiedergabe. In kleineren Rollen spielen Dietrich Dippel den Schloss-Kutscher Welters, Gerhard Hoppmann den vornehmen Museumsdirektor Huusbarg und Claus Schimmer den Pastor, der zunächst auftrumpft, dann aber doch klein beigeben muss.
Eine flotte Regie führt Jens Larssen, unterstützt von Stefan Reimann; das variable Bühnenbild stammt von Claudia Jürgensen, und die Technik lag bei Bernd Ivers in guten Händen. Für "Lüttkram", Frisuren und Masken war Anne Meyer verantwortlich, die Kostüme besorgte Ingeborg Grimm, und eine sichere Souffleuse war Maria Clausen-Seegebarth.
Das Publikum war hellauf begeistert und sparte nicht mit Beifall. Alle Beteiligten bekamen einen Blumengruß.
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten 26.3.2013