19. September 1998
Speeldeel ab Oktober auf eigener Bühne
Am 2. Oktober eröffnet die Speeldeel ihr eigenes Theater im Friedrichsberg, eine eigene Spielstätte mit 96 Plätzen, in die die Amateurschauspieler fünf Jahre lang einen großen Teil ihrer Freizeit investiert haben.
Am Sonntag, 4. Oktober,
ist ein „Tag der offenen Tür“ geplant.
SCHLESWIG
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(hg)
„Davon hat jeder von uns in den vergangenen Jahren geträumt.“ Die Erleichterung Uwe Petersens, Vorsitzender der Speeldeel, und die Vorfreude kann verstehen, wer weiß, wieviel Engagement die Laiendarsteller in ihr eigenes „Haus“ gesteckt haben, wie viel Arbeit notwendig war, um aus einem schmuddeligen Supermarkt-Bungalow in der Friedrichstraße „Uns lütt Theoter“ zu machen.
Noch sei aber längst nicht alle Arbeit getan, erklärt Petersen. Bis zur Eröffnung müsse noch der Feinschliff her. Verteilt über alle Theaterräume liegen noch Werkzeuge und Holzleisten. Hier stehen Farbeimer und dort Arbeitstische und Klappleitern.
Und alles wird noch benötigt. So soll der triste Bau in den kommenden Tagen von außen Farbe bekommen. Auch innen muß der Anstrich noch vielerorts ausgebessert wer den. Im kombinierten Probenraum und Foyer fehlen noch einige Fußleisten. Die historischen Bilder, die hier noch ungeordnet auf einem kleinen Tisch liegen, sollen in den kommenden Tagen die Wände schmücken.
Das Herzstück des kleinen Theaters allerdings strahlt schon den Glanz aus, den die Besucher bei der ersten Auf- führung am 10. Oktober verspüren sollen. Ein roter Samtvorhang rahmt die kleine Bühne ein, auf der schon eine Bauernstube für die Komödie „Rommé to drütt“ eingerichtet ist. Auf einem mit hellroten Linoleum abgeschlossenen Podest sind davor 94 Theatersessel in sanft aufsteigenden Reihen montiert, ein Teil des ehemaligen Gestühls des Landestheaters (hinzu kommen zwei Rollstuhlplätze). Ein Kronleuchter und zahlreiche Wandlichter schmücken die in Dunkelrot gehaltenen Wände.
Vorsitzender Uwe Petersen vor der neuen Speeldeel Bühne.
96 Zuschauer finden in dem Theater Platz. Foto: Lins
Das Stadttheater soll als Spielstätte nicht aufgegeben werden. Dort werden weiterhin die publikumsstarken Premieren gespielt. Nach Angaben Petersens soll das eigene Theater vor allem für die ernsteren Stücke genutzt werden. Und auch Auftritte für Vereine, Betriebsfeiern sollen angeboten werden. Für 140000 Mark hatte die Speeldeel, die insgesamt mehrere hundert Mitglieder umfaßt, den ehemaligen Su- permarkt im Jahr 1993 erworben. Zuvor war die Miete für die alte Spielstätte in der Reiferbahn um das Doppelte er- höht worden. Ein günstiger Kredit half den leidenschaftlichen Laienspielern nach Aussage Petersens, die Verbindlichkeit für das eigene Theater einzugehen. Dennoch sei man in der Folgezeit nicht nur auf die Beiträge der Vereinsmitglieder und die im Stadttheater eingespielten Summen angewiesen gewesen. Ohne die Eigeninitiative der Mitglieder und so manche glückliche Fügung hätte der Finanzrahmen für die Arbeiten am Theater den bisher erreichten Rahmen von 90000 Mark bei weitem überstiegen, weiß der Vorsitzende.
So zahlte die Speeldeel für die Theatersessel nur einen symbolischen Stückpreis von einer Mark. Auch der größte Teil der Technik stammt vom Landestheater. „Die Anlage haben wir fürs Landestheater entsorgt“ ‚ erklärt Petersen, ebenso wie die Scheinwerferr die vom Zuschauerraum aus die Bühne mit Licht füllen. Folgende plattdeutsche Stücke stehen in diesem Jahr auf dem Programm: „Rommé to drütt“: 10. Oktober (20 Uhr), 11. Oktober (15 Uhr), 17. und 25. Oktober (je 20 Uhr); „ De Strom“: 14. November (Stadttheater), 18., 21., 22. November (je 20 Uhr).
Schleswiger Nachrichten, 19.9.1998