Wenn du Geld hest
Wenn du Geld hest"
von Wilfried Wroost
Die Schleswiger Speeldeel gastierte in Silberstedt
Am Sonnabend gastierte erstmals die Schleswiger Speeldeel in Silberstedt. Mit der Komödie „Wenn du Geld hest" von Wilfried Wroost, einem Erfolgsstück, das seine Uraufführung im Hamburger Ohnsorg-Theater mit Heidi Kabel und Walter Scherau hatte und das alten Fernsehern durch die Übertragung am 12. Nov. 1957 noch in bester Erinnerung sein dürfte, führte sich die Bühne gut ein. Die Komödie erzählt von einem großen Glück im Lotto und von der Veränderung der Menschen durch diesen vermeintlich ihnen zugefallenen Geldsegen.
Annemarie Dienesen hatte im Text gestrichen, geändert und neue Passagen eingeführt, ohne daß ein Bruch im Stil und im Ablauf des Geschehens zu bemerken war. Sie führte auch geschickte Regie und stellte eine schöne, geschlossene Sache auf die Bretter. Auf der Bühne stand sie als alte Jungfer Tante Mile. Mit dem klagenden Ton, dem säuerlichen Gesicht, den bissigen und scharfen Bemerkungen wirkte sie echt und ungekünstelt und hatte deshalb die Lacher gleich auf ihrer Seite. Ihr Bruder Julius, von Werner Jungjohann prächtig dargestellt, stand ihr in nichts nach. Ganz gleich, in welchen Situationen beide standen, sie meisterten ihre Rollen und waren jederzeit fest im Mittelpunkt des Geschehens. Auch die anderen Rollen waren gleichmäßig gut besetzt. Seien es Ludwig Ehlerg und Erika Johannsen als das Liebespaar, das zunächst nicht zusammenkommen konnte, weil ihre Mutter, von Ingeborg Jungjohann ausgezeichnet gebracht, eine Geldheirat dringend benötigte, oder Peter Moldenhauer, der überzeugend den Hotelboy Fredi spielte. Gregor P l ö h n, der Mann mit dem großen Lottogewinn, der aber nicht reich sein wollte und eigentlich mit seiner Idee alle Aufregung im Hause Kappelhoff schuf und Wolf gang Laabs in einer Nebenrolle wurden den ihnen gestellten Aufgaben Vollkommen gerecht. Antje Forreiter als Lissi stand zum erstenmal auf der Bühne. Mit ihrer Spritzigkeit war sie zusammen, mit Peter Moldenhauer ein gutes Gegenstück zur Annemarie Dienesens Tante Mile. Zunächst vom Lampenfieber gepackt, das sich durch hastiges und undeutliches Sprechen bemerkbar machte, wurde sie zusehends ruhiger, sicherer und auch klarer in der Aussprache, als sie merkte, daß sie beim Publikum ankam. Sie konnte als schnippische, schlagfertige Deern gefallen und wird sicher eine wertvolle Kraft des Ensembles werden. Die zahlreichen Zuschauer hatten ihre Freude am Stück und ihren Spaß am Spiel. Sie gingen gut mit und sparten nicht mit Beifall. Mit diesem Stück wird die Schleswiger Speeldeel überall den Freunden des leichten plattdeutschen Theaters Freude und Frohsinn bringen.
Schleswiger Nachrichten Oktober 1961
F. Ü.