Mine Tante - Tine Tante
Viel Spaß für das Publikum bei „Mine Tante – Tine Tante“
Letzte Premiere dieser Spielzeit in der Speeldeel
"Mine Tante - Tine Tante" - wer die Ankündigung gesehen hatte, war natürlich auf "Meine Tante - Deine Tante" eingestellt. Aber weitgefehlt: Tante Mine und Tante Tine sind die beiden feindlichen Schwestern, um die sich alles dreht und die trotz aller Schwierigkeiten doch zum Happyend beitragen.
Werner Jungjohann begrüßte das volle Haus zu dieser letzten Premiere in der laufenden Spielzeit. Er gab seiner Freude über das “Utverköfft“ Ausdruck und bedankte sich beim Publikum für seine Treue, aber auch bei den Politikern aus Stadt und Kreis, die trotz knapper gewordener Mittel das Plattdeutsche Theater immer noch unterstützten.
Bei der heiteren Komödie "Mine Tamte - Tine Tante" von Erhard Asmus um das uralte Thema "Streit der Alten - Liebe der Jungen" hatte Hauke Stieger Regie geführt. Er ließ alle Szenen breit ausspielen, um jedem Schauspieler viel Gelelgenheit zur Selbstdarstellung zu geben. Das hatte aber zur Folge, daß das Stück - sowieso nicht frei von Längen - recht zerdehnt wirkt. Da müßte noch jetzt- der Rotstift angesetzt werden, da müßte mehr Spieltempo herrschen, da sollten die Auftritte Schlag auf Schlag kommen, da dürfte es nicht soviel Statuarisches geben! Manche Längen, besonders im ersten Akt, gehen zu Lasten des Spieltextes, aber in anderen Szenen müssten auch die Spieler, die sich insgesamt viel Mühe geben, an die straffere Leine genommen werden.
Das gilt nicht für Uwe Petersen, der in Darstellung, Komik und Wandlungsfähigkeit wieder den Vogel abschoß. Sein Grootknecht Jehann hat Format, Witz und umwerfende Komik an sich: wie er den Schnaps sucht, wie er den Betrunkenen gibt, wie er die Liebenden überrascht die Mitspieler haben es schwer, sich neben ihm zu behaupten.
Die beiden feindlichen Schwestern wurden von Gudrun Wattenberg (Tine) und Ilse Frennesen (Mine) dargestellt. Hochmütig, extravagant, zu "Höherem berufen" die eine; brav, bieder und ehrlich die andere. Beide brachten jhre Eigenart überzeugend zum Ausdruck; allerdings sollte Tine sich vor zuviel Geziertheit und "bürokratischer Familie" hüten, und Mine müßte mehr auf deutliche und klare Aussprache achten.
Monika Stengel-Balzer gab eine echte dragonersche Fieken Munk, die insgesamt kurzangebunden und schnippisch ist, dazu auch die keifende Stimme besitzt, aber die liebende Frau doch nicht verbergen kann und diesen Teil ihres Wesens auch glaubhaft darrstellt. Dem raffinierten und schleimigen Vertreter Graasmeier gab Peter Balzer die rechte Gemeinheit. Seine Berechnung und Hinterhältigkeit kommt gut über die Rampe; aber auch er sollte slich vor Übertreibung hüten.
Von den Jungen machte Anja Hansen den besten Eindruck. Frisch, natürlich und überzeugend spielte sie die Antje, die Tochter Tante Tines. In allen Szenen wirkte sie echt, besonders und gerade da, wo sie ihre Herkunft erfährt. Gut auch Arno Vogel als Lorenz, Tante Mines Sohn, der als ehrlicher, echter Junge des Hofes die Intrigen seiner Tante nicht erkennt, dann aber doch seine Antje kriegt. Last not least ist Hanne Petersen zu nennen, die die Lüttdeern Rieke gibt, eine etwas undankbare Rolle, weil sie von fast allen nicht ernstgenommen wird und sich statt des erhofften "Idols" mit den "Romaans" begnügen muß. Aber sie machte das Beste aus ihrem Part.
Es gab für das Publikum viel zu lachen. Was an Situationskomik sich anbot, wurde von allen Darstellern ausgenutzt. Und köstlich die Szenen mit dem Melk-Unterricht und die verschiedenen Gymnastik-Versuche! Das Bühnenbild hatten Helmut Utermann und Otto Hartrich geschaffen, eine ansprechende Bauemstube, die die Teilung des Hofes gut widerspiegelte. Für die Technik zeichneten Hans-Joachim Boldt und Heinz Böck verantwotlich, und eine zuverlässige Toseggersch war Waltraud Evers.
Insgesamt ein vergnüglicher Abend, der auf die nächste Spielzeit hoffen läßt.
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten, 24. 3. 1982)
Uwe Petersen gab dem „lahmen Stück" Farbe
Schleswiger Speeldeel brachte „Mine Tante-Tine Tante als letztes Stück der Spielzeit 1981/82
Schleswig. Die ungleichen Erbtanten Mine und Tine, ein verliebtes Paar, ein für Situationskomik sorgender Großknecht, die üblichen Verwicklungen durch einen cleveren Handelsreisenden und, natürlich, ein Happy-End — das sind die mit vielen Längen sich hinziehenden Ereignisse, die den Inhalt der Komödie ausmachen, die, geschrieben von Erhard Asmus, als letztes Stück der Spielzeit bei der Schleswiger Speeldeel über die Bühne ging, wie Vörsitter Jungjohann es in seinen Begrüßungsworten ankündigte.
„Mine Tante - Tine Tante" - mit einem mit vielen „Ahs" und „Ohs" aus dem vollen Zuschauerraum bedachten Bühnenbild - litt nicht nur an den Längen, um die sich der Rotstift Hauke Stiegers (Regie) noch mehr bemühen muß, sondern auch an der teilweise leisen und undeutlichen Aussprache. Bestes Vorbild darin waren die markanten Sätze von Fieken Munk, der Grootmagd (Monika Stengel-Balzer), köstlich in ihren „Gymnastikübungen"! Wie echt auch der ewige Ärger um den Trecker! Die Lüttdeern Rieke, mit schönen Ansätzen, immer da, wo sie gebraucht wurde, spielte Hanne Petersen mit vielversprechendem Können! Peter Balzer als schleimiger, sich anbiedernder Handelsmann, auf Suche nach einem „Kompagnon", wirkte sehr beeindruckend auf Personen wie eben die „Frau Gemeindesekretär a. D.", Tante Tine (Gudrun Wattenberg).
Die nicht eben leichte Rolle wurde von ihr in allen Nuancen gut ausgespielt, und es blieb zum Schluß fast etwas Mitleid mit der Geprellten, wohingegen die in ihrer Wesensart viel härtere Schwester Mine (Ilse Frennessen) trotz ihrer oft recht humorigen Bemerkungen, die leider zumeist im Publikumsapplaus untergingen (eine kleine Pause wäre da angebracht!), etwas farblos blieb.
Sehr sympathisch wirkte das jung Paar Antje und Lorenz (Anja Hansen und Arno Vogel). Tante Tines Tochte Antje entwickelte sich nach dem etwa schockierenden Beginn zu einer sehr liebenswerten tüchtigen Deern, der man das Glück mit ihrem Lorenz von Herzen gönnte, denn auch dieser Lorenz war die wahrheitsgetreue Verkörperung eines Jungen, dem man das Glück des eigenen Besitzes gönnt.
Und nun zu Jehann Storm, den Grootknecht. Uwe Petersen zog wiedermal alle Register seiner schauspielerischen Begabung, ohne zu übertreiben, ohne ausfällig zu werden. Großartig rundherum! Seine Schnacks, die Schlagfertigkeit, das ewige Schielen nach dem Köm, das verschlagene Minenspiel, alles war „da", um aus dem etwas lahmen Stück eine das Publikum begeisternde Angelegenheit zu machen, woran Technik und Regie hinter der Bühne (Helmut Utermann, Otto Hartrich, Hans-Joachim Boldt und Heinz Böck) ihr großes Verdienst hatten, ebenso wie die Toseggersch Waltraud Evers, die ebenfalls, wie alle Spieler, mit einem Blumenstrauß geehrt wurde.
Elfriede Kollmann,
Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, 24. 3. 1982
De Rullen un de Speeler |
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Tante Tine |
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Gudrun Wattenberg |
Tante Mine |
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IIse Frennesen |
Lorenz, |
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Arno Vogel |
Antje, |
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Fieken Munk, |
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Monika Stengel-Balzer |
Jehann Storm, |
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Rieke, |
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Hanne Petersen |
Paul Grassmeier, |
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Peter Balzer |
Intrimmt hett |
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Speeldeel inricht |
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Helmut Utermann |
Technik makt |
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Hans-Joachim Boldt |
Toseggen deit |
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