De tweismeeten Kruuk
Ein Klassiker op platt
Sehenswerte Aufführung der Schleswiger Speeldeel
Ein Klassiker op platt? Das gibt in vielen Fällen große Probleme. Nicht aber bei H. von Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Krug". Handlung, Personen, Aufbau, auch die Verbindung Niederländisch-Niederdeutsch - das alles "stimmt", und auch die ausgezeichnete "Übersetzung" von Hans H. Nissen ist zu erwähnen.
So tat also die Schleswiger Speeldeel einen guten Griff, als sie den "Tweismeten Krug" ausgewählt hat, und die Aufführung, die am Sonntag als letzte Premiere dieser Spielzeit stattfand, war ein voller Erfolg. Alle Beteiligten hatten daran ihren Anteil, auch die kleinen Rollen, wie Matthias Reincke als Büttel, Dietrich Dippel als Diener oder Bärbel Jöns und Anja Schmidt als Grete und Liese, die sich von ihrem Herrn viel gefallen lassen müssen.
Auch hinter der Bühne klappte alles: Frisuren und Masken von Otto Friederichsen und Edna Maaske, die Technik von Alfred Christians und E. Maaske als Souffleuse. Helmut Utermann hatte ein treffliches Bühnenbild aufgebaut, in dem die Akteure unter Hauke Stiegers Regie - nach der Begrüßung durch Uwe Petersen - nach dem "Täter" suchten.
Da ist in erster Linie Jens Larssen als Dorfrichter Adam zu nennen. Herrlich bereits die wortlose Aufwachszene: schon hier zeigte sich waschechtes Komödiantentum, das sich im Laufe des Spiels noch steigerte. An manchen Stellen war die Aussprache etwas undeutlich, aber die Zuspitzung der Situation, in der sich der Dorfrichter immer mehr selbst einengt, das macht Larssen großartig. Ihm nicht nach steht Erika Larssen als Frau Marte Rull - an der turbulenten Szene vor der eigentlichen Verhandlung hat sie maßgebenden Anteil. Aber auch sonst spielt sie köstlich und mitreißend, als sei ihr die Rolle auf den Leib geschrieben.
Ihre Tochter Eve wird von Karin Jacobsen mit echtem Leben erfüllt: sie macht die schwierige Situation deutlich, den Täter nicht nennen zu können, ohne ihre Liebe zu gefährden. Ihren Verlobten spielt Reinhard Huxhold; seine Erzählung steht voller Leben, so daß der Zuschauer sich alles plastisch vorstellen kann. Auch sonst glaubt man ihm den ehrlichen, arglosen Ruprecht, der später seinen großen Irrtum einsieht.
Seinen Vater, den Bauern Veit Tümpel, spielt Werner .Jungjohann, und Frau Brigitte, die die entscheidenden Hinweise gibt, wird von Olly Gröning souverän, zurückhaltend, aber zielbewußt auf die Bühne gestellt.
Horst Seegebarth gibt dem Gerichtsrat Walter eine gute Mischung aus menschlicher Wärme, amtlichem Pflichtbewußtsein und nur mühsam unterdrückter Ungeduld - eine ebenfalls ausgezeichnete Leistung! Volker Schwarz spielt den Schreiber Licht - auch er zeigt eine Zusammensetzung aus Unterwürfigkeit und Ehrgeiz, in ansprechender Form dargestellt.
Der Regisseur läßt den Akteuren viel freie Hand. Trotzdem ist das Ergebnis eine geschlossene, abgerundete Aufführung, die sehenswert ist. Der lang andauernde Beifall und die vielen Blumen waren gerechtfertigt.
REIMER POHL
Schleswiger Nachrichten 25.2.1991
De Rullen un de Speeler |
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Walter, Gerichtsrat |
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Adam, Dörprichter |
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Licht, Schriewer |
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Fru Marthe Rull |
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Eve, ehr Dochter |
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Veit Tümpel, een Buer |
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Ruprecht, sien Söhn |
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Fru Brigitte |
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Deener |
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Matthias Reincke |
Büttel |
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Grete, Magd |
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Bärbel Jöns |
Liese, Magd |
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Intrimmt hett |
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Speeldeel inricht: |
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Helmut Utermann |
Hoor un Snutenwark: |
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Otto Friederichsen |
Technik makt: |
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Toseggen deit: |
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Edna Maaske |