26. September 1998
Schleswiger Speeldeel eröffnet eigenes Theater
Von Renate Hopfe
SCHLESWIG. An Zeiten der früheren, kleinen Volkstheater erinnert die neue Spielstätte »Uns lütt‘ Theoter« der Schleswiger Speeldeel in der Friedrichstraße 60. Der rot gestrichene Theaterraum, in dem die ausrangierten, samtbezogenen Sitze des Landestheaters ihren neuen Platz gefunden haben, und die blaue Bühnenumrandung mit ihren goldenen Ornamenten, in deren Mitte das Symbol der Speeldeel angebracht ist, wecken nostalgische Gefühle. Am Freitag, 2. Oktober, heißt es für geladene Gäste »Vörhang op!« und am Sonntag, 4. Oktober, hat die Öffentlichkeit zwischen 14 und 17 Uhr Gelegenheit, das Theater in Augenschein zu nehmen.
»Endlich haben wir unsere eigenen Räume«, freuen sich Horst Seegebarth, Schriftführer im über 400 Mitglieder zählenden Speeldeel-Verein, und Hanne Schwarz, »das Mädchen für alles«. Seit etwa zwei Jahren sind Mitglieder des Vereins intensiv damit beschäftigt, die Räume zu renovieren. Daß sie einmal einen Supermarkt beherbergten, ist noch heute an einem Deckenbalken im Theaterraum zu erkennen, an dem noch die Schriftzüge »Obst und Gemüse« sichtbar sind.
Eigentlich hatten die Speeldeel-Leute den aufgegebenen Supermarkt, den sie 1993 wegen der Freundschaft des Besitzers zu ihrem Ehrenvorsitzenden Werner Jungjohann zu einem günstigen Preis gekauft haben, nur als Probenraum für die rund 60 aktiven Mitglieder und Werkstatt nutzen wollen. Angesichts der 360 Quadratmeter, die ihnen zur Verfügung standen, entschieden sie sich aber schnell, dort ein Theater einzurichten.
Bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde der Verein durch die Handwerksbetriebe unterstützt, indem sie ihm mit den Preisen entgegenkamen. Aber auch schon beim Kauf des Gebäudes halfen ihm viele Spender. Sie alle sollen jetzt sehen, wo ihr Geld geblieben ist. Neben dem Theaterraum, der 94 Plätze bietet und auch für Rollstuhlfahrer problemlos zu erreichen ist, wurden der Schminkraum, die Küche und die Toiletten renoviert. Es wurde eine neue Heizungsanlage eingebaut, eine Monitoranlage für Bühne und Werkstatt installiert und das Dach neu gedeckt. Der Verein, der so viel wie möglich in Eigenleistung erledigte, investierte rund 90.000 Mark in die Arbeiten.
Als Foyer wird den künftigen Besuchern des »lütt Theoter« der Probenraum dienen. In dem jeweils aufgebauten Bühnenbild können sie Theater-Atmosphäre schnuppern und eine Beziehung zu dem Stück entwickeln. Wegen der Brandgefahr ist dies allerdings nur den Nichtrauchern gegönnt. Die Raucher müssen mit dem gefliesten Vorraum vorlieb nehmen.
Trotz der neuen Spielstätte im Friedrichsberg will die Speeldeel dem Stadttheater treu bleiben, weil es mehr Plätze bietet und viele Besucher lieber in das große Theater gehen möchten. Hanne Schwarz und Horst Seegebarth sind sich sicher, daß die gemütliche Atmosphäre des kleinen Hauses auch ihre Anhänger finden wird. Die erste Vorstellung ist am 10. Oktober um 20 Uhr. Auf dem Spielplan steht das Lustspiel in drei Akten von Petra Blume »Rommé to drütt«, das am 11. Oktober um 15 Uhr sowie am 17. und 25. Oktober jeweils um 20 Uhr wiederholt wird
Nur noch die Lampe fehlt - ansonsten ist der Eingang von “Uns lütt Theoter” perfekt (Foto: Jens Peder Meyer)
Flensborg Avis, 26.9.1998