Smuggelbröder
»Heiße Ware« und Liebe
Wieder ein Erfolg für die "Schleswiger Speeldeel"
Schleswig (jh). Wieder einmal kann die "Schleswiger Speeldeel" einen Erfolg mit ihrem neuesten Stück "Smuggelbröder" verbuchen. Obwohl einige Darsteller zum erstenmal vor dem Publikum ihr Können zeigten, fügten sie sich in das Ensemble gut ein.
Das Stück selbst spielt in unserer Zeit irgendwo in einem kleinen Küstenort an der Nordsee. Da haben sich die Schauerleute Adrian (Werner Jungjohann) und seine Söhne Paul und Emil (Horst Jacobs und Jürgen Prato) mit der Frage auseinanderzusetzen, wie geschmuggelter "Genever" trotz eines verplombten Schiffsladeraums den gestrengen Augen des Zolls verborgen bleibt. Sie meistern diese Aufgabe dank der täuschenden Ähnlichkeit der Schiffe und ihrer Eigentümer, den Zwillingen Felix und Alex Hahn (Jens Larssen) meisterhaft.
Die drei Schauerleute treffen sich am Sonntagmorgen vor dem "Eisernen Seemann", der Hafengaststätte der Henriette Wellhorn (Annemarie Dienesen), die dem Zöllner Feddersen (August Polzien), dessen Amt der Gastwirtschaft gegenüber liegt, nicht ganz egal ist. So werden auch die Töchter der beiden, Uta (Erika Larssen) und Petra (Carola Carstensen) wie Geschwister behandelt.
Gestört wird dieses friedliche Beieinander durch den Kapitän eines Schiffes, das gerade in den Hafen eingelaufen ist. Felix Hahn, der den Zöllner Feddersen zum schnellen Klarieren seines Schiffes bewegen will, gesellt sich zu der Tischrunde und gewinnt durch seine offene Art schnell das Vertrauen von Uta, der Gastwirtstochter. Verwirrung bringt das Erscheinen von Alex Hahn. Alex gewinnt das Vertrauen Petras. Die Handlung des Stückes beginnt, als Adrian davon hört, daß sich nicht nur die Gebrüder Hahn, sondern auch ihre Schiffe sehr ähnlich sehen. Er macht der Krögersfrau Wellhorn den Vorschlag, geschmuggelten "Genever" in ihrem Keller aufzubewahren, um Geschäfte damit zu machen. Nach langem Zögern willigt sie schließlich ein. Adrian muß sich jedoch gefallen lassen, daß ihm nur zwei Kisten des begehrten Naß' zukommen. Der Schmuggel wird zwischen den Brüdern Felix und Alex und Adrian und Henriette abgemacht.
Es gelingt Adrian während der Nacht durch ein gewagtes Vabanquespiel, die Plombierzange des Zöllners an sich zu bringen und auch das nicht mit Schmuggelware beladene Schiff zu verplomben, um aus dem anderen Schiff die "heiße Ware" zu verladen. Während das Schmuggelboot längst im Keller der Gastwirtschaft ruht, steht Feddersen noch immer am Hafen und wundert sich, daß in dem vermeintlichen Schmuggelschiff nichts zu finden ist.
Gegen Ende des Lustspiels löst sich alles in Wohlgefallen auf. Zöllner Feddersen, der den Schmugglern nicht auf die Schliche gekommen ist, heiratet Henriette, und auch Alex und Felix finden ihr Glück mit Petra und Uta, während Adrian die Kneipe pachtet und somit den "Genever" doch noch für sich gewinnt. Nur Paul und Emil gehen leer aus und sind weiterhin als Schauerleute tätig.
Der langanhaltende Beifall bewies, daß das in einer Inszenierung von Annemarie Dienesen aufgeführte Stück von Gerhard Bohde gefiel. August Polzien als Zollbeamter Feddersen überzeugte durch wohldurchdachte Interpretation des Bohdeschen Textes - Polzien wirkte zum erstenmal in einer Aufführung der "Speeldeel" mit. Seine Leistung war besonders anerkennenswert. Auch in Zukunft wird er sicherlich in weiteren Rollen seinen Mann stehen. Annemarie Dienesen wurde ihrer Rolle als Krögersfrau gerecht. Auch Petra Carstensen, die zum ersten Male auf der Bühne stand, überzeugte das Publikum. Werner Jungjohann, ein "alter Hase" auf dem Gebiet des plattdeutschen Theaters, wurde seinem Ruf als guter Laiendarsteller wieder einmal gerecht. Hervorzuheben ist Jens Larssen mit seiner Doppelrolle als Felix und Alex Hahn. Ihm gelang es vortrefflich, die Schwierigkeiten einer solchen Rolle zu meistern. Auch alle anderen Mitwirkenden verdienen ein Lob.
Schleswig-Holsteinische Landeszeitung 18.4.1972