Hier sünd Se richtig
Premiere bei der Schleswiger Speeldeel
Nach dem Striptease kam das dicke Ende...
Es gab viel zu lachen
Dat Huus weer mol wedder utverköfft — das ist wohl das Beste, was man vor Beginn eines Theaterabends sagen kann. Die Schleswiger Speeldeel brachte ihre zweite Premiere dieser Spiel zeit heraus „Hier sünd Se richtig“, einen Schwank von Marc Camoletti, Deutsch von G. und U. Szyskowitz, Plattdeutsch von Gerd Meier. Es ist eine turbulente Geschichte, voll von Verwechslungen und Irrtümern. Uwe Petersen erinnerte in seiner Begrüßung an den jüngst verstorbenen Autor Ivo Braak, dem auch die Speeldeel viel zu verdanken habe.
Wie gesagt, eine herrliche Verwechslungskomödie, in der auf vier verschiedene Anzeigen vier Herren erscheinen und jeweils für einen anderen Interessenten gehalten werden. Köstlich, wie das erwartete Malmodell als Klavierschüler angesehen wird — der Irrtum klärt sich etwas brutal auf. Dann wird dieser Herr als potentieller Wohnungsmieter angesehen — auch daraus ergeben sich geistvolle Dialoge — die an manchen Stellen noch spritziger geraten könnten.
Der Striptease des Spartacus war gekonnt — mit anschließendem Hexenschuß und Transport auf dem Teewagen. Es gab noch zwei weitere männliche Striptease-Veranstaltungen, und als zum Schluß vier fast nackte Herren auf der Bühne sitzen, ist der Spaß perfekt! Aber auch zwischendurch gab es immer wieder Lachsalven, an denen alle Beteiligten ihren erheblichen Anteil hatten. Die Malerin Gaby, die von Birte Nissen-Reimer sehr engagiert dargestellt wird, zeigt sich als kunst- und modell-besessen, eine ausgesprochen gute Leistung! Ebenso das Hausmädchen Bertha, dem Ute Renkhoff naiv-plietsches Profil gibt. Die Vermieterin Emma Feddersen wird von Anne Schmidt gespielt: Exaltiert, nervig, „överspöönsch“. Auch ihr nimmt man diese Darstellung problem los ab. Bärbel Jöns gibt die biedere, brave Klavierlehrerin Cäcilie Matz, deren d- Moll-Invention abrupt abgebrochen wird (Musik Björn Mummert). Auch ihr Spiel ist echt und natürlich.
Die vier entsprechenden Herren werden von Dietrich Dippel, Alfred Christians, Kai Boysen und Reinhard Huxhold mit Leben gefüllt: Dippel als kraftsprotzender Spartacus, der herrlich seine Muskeln spielen läßt; Christians als Heiratskandidat, der erst nach Umwegen, u. a. über eine gute Alkoholszene, seine Bertha kriegt; Boysen, der als Mieter echt und überzeugend seine Zurückhaltung und Schamhaftigkeit deutlich machen kann, und Huxhold in einer Paraderolle als Klavierschüler: Bieder und gehorsam zieht auch er sich aus — sehr gut in Sprache und Bewegung.
Und sogar seinen Caesar konnte er auswendig! Regisseur Hauke Stieger setzte auf die Komik der Situation: Seine Gags und Einfälle ergeben sich wie selbstverständlich aus den Konstellationen und werden von den acht Spielern geschmeidig umgesetzt.
Das Bühnenbild stammte von Alfred Christians, „Hoor un Snutenwark“ sowie das Soufflieren lagen bei Edna Maaske, für den „Lüttkram“ war Gertrud Meinke verantwortlich. Hervorzuheben sind auch die trefflichen Kostüme. Es gab langanhaltenden Beifall und viele, viele Blumen für alle Mitwirkenden. Die Aufführung lohnt sich!
REIMER POHL
Schleswiger Nachrichten, 18.1.1992
De Rullen un de Speeler |
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Gaby, Malerin |
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Bernhard Nehrensack, |
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Erwin, |
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Bertha, Hausmädchen |
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Emma Feddersen, |
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Anne Schmidt |
Malte Stöckel, Mieter |
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Ralph Plath, |
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Cäcilie Matz, |
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Bärbel Jöns |
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Intrimmt hett |
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Speeldeel inricht |
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Alfred Christians |
Hoor un Snutenwark |
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Edna Maaske |
Lüttkram |
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Gertrud Meinke |
Musik makt |
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Björn Mumrnert |
Aufführungsrechte bei |