Schüllig!!!???- Die 12 Geschworenen
Zwölf Stühle und ein Urteil
Schleswiger Speeldeel beeindruckt mit plattdeutscher Version eines Theaterklassikers von Reginald Rose
In manchen Kreisen gilt das plattdeutsche Theater als Klamauk- und Schenkelklopper-Produzent. Das mag in vielen Fällen zutreffen, aber es gibt auch zunehmend niederdeutsche Ensembles, die sich mit ernsten, nachdenklichen Themen befassen; dazu gehören in anerkennenswerter Weise auch die beiden Plattdeutschen Bühnen in Schleswig.
So hat die "Schleswiger Speeldeel" jetzt das Stück "Die zwölf Geschworenen" von Reginald Rose herausgebracht - bekannt nicht zuletzt durch den Film mit Henry Fonda von 1957. Horst Seegebarth hat den Text ins Plattdeutsche übertragen und die Regie übernommen.
Wenn der Zuschauer den Saal betritt, ist die Bühne offen, beleuchtet und leer. Nur zwölf Stühle stehen verkehrt herum auf den Tischen. (Bühne: Manfred Hahn und Günter Kämpfer). Es ertönt die Stimme des Gerichtspräsidenten (Volker Schwarz), der eindringlich die Einstimmigkeit fordert. Dann betreten die zwölf Geschworenen den Raum - bezeichnenderweise habe sie keine Namen, sondern tragen nur die Nummern eins bis zwölf. Die Nummer eins ist der Sprecher des Gremiums (Thomas Rackow), der die Verhandlung souverän und straff führt. Nur gegen die emotionalen Ausbrüche des Cholerikers Nummer drei (ausgezeichnet Peter Philipp) ist auch er machtlos.
Nummer acht (Ingrid Oeser), die zum ersten Male auf der Bühne steht), beginnt zaghaft, die Aussagen der zwei angeblichen Augenzeugen zu hinterfragen. Sie macht das sehr geschickt und glaubwürdig, zeigt eine überzeugende Leistung. Freundlich und höflich geht sie dabei vor und bringt nach und nach andere dazu, auch zu fragen und unsicher zu werden. Ergab die erste Abstimmung elf zu eins für "schuldig", so bröckelt langsam die Phalanx der Verurteiler. Das aber nicht, weil sie von der Unschuld des jungen Mannes, der seinen Vater ermordet haben soll, überzeugt sind, sondern weil sie seine Schuld nicht eindeutig konstatieren können. Immer mehr der zwölf Geschworenen werden wankend und können sich den Argumenten der Nummer acht nicht verschließen. Diese Wandlung stellt die ausgezeichnete Regie glaubhaft dar, der sich alle Darsteller (Claus Schimmer, Kalli Walter, Birgit Panten, Hartwig Petersen, Sven Höck, Gerhard Hoppmann, Saskia Niemann, Reinhard Huxhold und Tanja Erichsen) willig unterwerfen. Die Technik lag bei Bernd Leunig in guten Händen, und eine sichere Souffleuse war Maria Clausen-Seegebarth. Das Publikum dankte mit herzlichem, lang andauerndem Beifall und würdigte damit eine bewegende, sehenswerte Aufführung.
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten 1.2.2010
De Rullen un de Speeler |
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Nr.1 |
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Thomas Rackow |
Nr.2 |
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Claus Schimmer |
Nr.3 |
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Peter Philipp |
Nr.4 |
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Kalli Walter |
Nr.5 |
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Birgit Panten |
Nr.6 |
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Hartwig Petersen |
Nr.7 |
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Sven Höck |
Nr.8 |
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Ingrid Oeser |
Nr.9 |
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Gerhard Hoppmann |
Nr.10 |
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Saskia Niemann |
Nr.11 |
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Reinhard Huxhold |
Nr.12 |
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Tanja Erichsen |
Gerichtsdeener |
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Horst Seegebarth |
Stimm vun de Gerichtsvörsitter |
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Volker Schwarz |
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Toseggersch |
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Maria Clausen-Seegebarth |
Speeldeel inricht hebbt |
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Manfred Hahn |
Licht un Ton |
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Bernd Leunig |
Intrimmt hett |
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Opföhrungsrechte bi: |