De Geist ut de Lamp
Umjubelte Premiere bei der Speeldeel
Erstaufführung der Komödie „De Geist ut de Lamp“ kam beim Publikum im Slesvighus sehr gut an.
Der Lampengeist, gespielt von Gerhard Hoppmann (rechts), im Zwiegespräch mit dem gerissenen Nachbarn Alfons Köhn (Peter Philipp).
Schleswig
Die Schleswiger Speeldeel hat am Sonnabend mit einer weiteren Premiere im Slesvighus aufgewartet – und das Publikum war erneut begeistert. Gespielt wurde „De Geist ut de Lamp“. Es ist eine ursprünglich auf Hochdeutsch geschriebene Komödie („Der Lampengeist“) von Andreas Keßner, die von Gerd Meier ins Plattdeutsche übersetzt wurde. Passend dazu begrüßte Speeldeel-Vorsitzender Lutz Schnoor die Zuschauer im vollbesetzten Haus mit einem kurzen Vortrag zum Thema Sprache. Er zitierte dabei Klaus Groths „Min Moderspraak“. Dann hatte er noch eine angenehme Pflichtaufgabe zu erledigen: Uwe Petersen, langjähriger Vorsitzender des Vereins, wurde mit einer Urkunde, herzlichen Dankesworten und kleinen Geschenken geehrt für seine 50-jährige Mitgliedschaft bei der Speeldeel. Auch seine Frau, Christa Petersen, bekam Dank und einen großen Blumenstrauß: „Dafür, dass Du Deinen Mann in all den Jahren so oft entbehren musstest“.
Danach ging es auf der Bühne rasant zur Sache. Constantin, der Geist aus der Öl-Lampe, hervorragend dargestellt von Gerhard Hoppmann, musste dabei unterschiedliche Schicksalsphasen hinnehmen: Mal war er der in der Öl–Lampe gefangene Geist, der von der Hilfe der Menschen abhängig war. Mal konnte er durch Wunscherfüllung oder -versagung die Menschen selbst beeinflussen. Das kam bei der Premierendarbietung ausgezeichnet an, denn Hoppmann wusste die unterschiedlichen Situationen bestens darzustellen. Ihm gegenüber stand die Witwe Emma Stieler, ebenfalls überzeugend gespielt von Waltraud Heutmann. Sie führte mit ihrer Tochter, dem zukünftigen Schwiegersohn (den sie nicht mochte!), einer Freundin und einem Nachbarn ein eigentlich ruhiges Leben – bis der Geist aus der Lampe auftauchte und alles durcheinander brachte. Waltraud Heutmanm bekam am Ende für ihr Spiel einen Extra-Beifall – berechtigt!
Die Freundin der Witwe, Ilse Kaiser, wurde köstlich von Erika Larssen dargestellt: immer aktiv, immer quirlig, mit einem nicht enden wollenden Redeschwall: So kennt und schätzt das Speeldeel-Publikum Erika Larssen. Auch diesmal brillierte sie wieder mit einer umwerfenden Darstellung – und gab der Handlung dabei stets auch eine bestimmte Richtung.
Tochter Carola Stieler wurde von Steffanie Schmid ebenfalls sehr lebendig auf der Bühne präsentiert. Nach einer etwas kühlen Anfangsphase blühte sie mehr und mehr auf – und konnte zeitweise die Bühne mit Sprache und Handlung alleine beherrschen. Ihr Verlobter Thorsten Schneider, dargeboten von Jörg Ketelsen, erlebte zwei unterschiedliche Situationen: Zuerst wurde er von seiner Braut und der zukünftigen Schwiegermutter herumkommandiert und mit Worten regelrecht geschubst, später konnte er die Fäden in die Hand nehmen und der Handlung einen eigenen Stempel aufdrücken. Das machte Jörg Ketelsen ausgezeichnet – nicht nur dank seiner klaren und deutlichen Aussprache. Eine etwas zwielichtige Rolle hatte Peter Philipp übernommen. Er spielte den Nachbarn Alfons Köhn – Witwer, Frauenheld, gerissen, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. All das brachte Philipp durch sein Spiel klar zum Ausdruck.
Felix Borchert führte überzeugend Regie, das ansprechende Bühnenbild stammt von Hauke Hoffmann-Timm, die Technik lag bei Jörg Heitmann in guten Händen, eine manchmal hilfreiche Souffleuse war Roswitha Stoschus. Für den „Lüttkram“ sorgte Gabi Lorenz, und die farbenreiche Kostüme stammten von Ingeborg Grimm.
Sie alle sorgten gemeinsam für eine rundherum erfreuliche Darbietung!
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten vom 19. Oktober 2015