1. April 1996

Neues Gestühl

Über das alte Mobiliar des Schleswiger Capitolkinos freut sich das Speeldeel-Ensemble, da es dem neuen Domizil eine besondere Note verleiht  Foto: Matzen
    

99 Kinostühle für Speeldeel   

 

„Wir bauen unser Theater in Eigenarbeit auf, die Stühle haben wir aus dem alten Capitol-Kino“ hob Uwe Petersen‚ erster Vorsitzender der Schleswiger Speeldeel hervor. Das Theater-Ensemblehatte gestern nachmittag eingeladen zur Besichtigung seiner neuen Räume — im ehemaligen„Einkaufscenter Süd“ in der Friedrichstraße 60a.
 

SCHLESWIG
(seb)

 

Noch wird kräftig gewerkelt. Der Umbau kostet ein paar Mark: Um potentielle Spender für ihr Theater-Projekt zu begeistern, hatten die 65 Amateurschauspieler gestern für Spenden gewor ben. Hinter der Bühne sieht es schon sehr nach Theater aus: Wie in einer Schallplat- tensammlung stehen dort gut geordnet ein imitiertes Bücherregal, tragbare Wohnzimmerwände und viele andere Kulissen. „Das ist aber nur ein kleiner Teil unserer Utensilien. Einen Großteil haben wir ausgela- gert; für den haben wir hier nicht genug Platz“, erklärte Petersen. In der Requisitenkammer findet man Geschirr, Kerzenständer, Telephone — alles von den Schauspielern über die Jahre zusammengetragen. Im Schminkraum wird während der Aufführungen absolute Ruhe herrschen müssen, denn dieser Raum befindet sich gleich neben der Bühne. Daran hätten sich die Schauspieler aber schon gewöhnt, erzählte Petersen, denn bei einer Tournee über das Land gebe es manchmal nicht einmal eine Tür, die die Bühne von der Maske trenne. Vor der Bühne muß noch einiges getan werden. Podeste für die 99 Kinosessel aus dem alten Capitolkino müssen gezimmert werden, ein Teppichboden würde Petersen auch gut gefallen: Die Supermarktkacheln wirken seiner Ansicht nach viel zu kühl für ein kleines und gemütliches Theater. ,,Wir hoffen, daß wir den Umbau bis Mai 1997 hinter uns gebracht haben, damit wir dann richtig loslegen können”, erzählte der erste Vorsitzende mit sichtlicher Vorfreude.


Nebenan im Proberaum wollen die Amateurschauspieler nicht nur ihre niederdeutschen Stücke einüben, sondern sich auch mit Freunden und Interessierten treffen. Dort kann man im Ambiente von Mutters gespendeten Möbeln und bei Kaffee und Kuchen einen „Klönschnack“ halten, sich Fotos und Plakate von früheren Aufführungen ansehen, oder auch schon mal ein wenig Bühnenluft schnuppern.
 

Schleswiger Nachrichten, 1.4.1996