Küselwind
"Schleswiger Speeldeel" begeisterte mit "Küselwind"
Deutscher Tag lockte viele Besucher nach Woyens
Auch bundesdeutsche Gäste
Woyens. Bis auf den letzten Platz gefüllt präsentierte sich der Saal des Hotels Pauli in Woyens am Sonnabendabend, als die »Schleswiger Speeldeel« mit der Komödie in »Dree Törns« »Küselwind« von Magna Petersen gastierte und die Zuschauer, die nicht nur aus dem Woyens-Sommerstedter Bereich, sondern auch aus Hadersleben, Wilstrup und der Bundesrepublik gekommen waren, zu vielen Lachsalven und anhaltendem Applaus hinriß.
Annemarie Dienesen als Mutter Marquardsen versuchte im Spielverlauf den Mädchenfreundschaften ihrer beiden Söhne, Seemann Peter (Volker Schwarz) und Bürokaufmann Hattje (Peter Balzer), auf die Spur zu kommen. Daß sie stets die falsche Spur verfolgte - sowohl in puncto Freundschaften als auch in der »Schmuggelaffäre« - lockerte zum einen die Handlung auf, komplizierte hingegen den Sachverhalt, der jedoch für den Zuschauer leicht zu durchschauen war. Das 21jährige Nachbarsmädchen Kruse alias »Küsel« (Erika Larssen), das wie ein richtiger "Küselwind« stets in viele passende und unpassende Situationen hereinplatzte, erhöhte die Heiterkeit des Volksstücks, ja setzte erst richtig die komischsen Situationen frei.
»Küsel« und ihr loses Mundwerk - dem zeigte sich gemäß dem Ablauf des Stückes - die Büroangestellte Lisa (Heidi Misfeldt) nicht gewachsen, obgleich »Küsel« lange Zeit nicht das Spiel durchschaute, das eben nicht Hattje mit Lisa liiert war, sondern sein Bruder Peter.
Durch allerlei Mißverständnisse und Geheimnistuerei mußten Mutter Marquardt und Sohn Hattje zudem noch annehmen, Peter sei in die, Schmuggelaffäre verwickelt (Werner Jungjohann als ahnungsloser Zollinspektor), was sich jedoch schließlich als falscher Verdacht erwies. Das angebliche Schmuggelgut in der Seekiste entpuppte sich als versteuerter Schnaps, den Seemann Peter für seine Verlobung mit Lisa eingekauft hatte. Und der »feine« Hattje konnte später »Küsel« in die Arme schließen.
Die »Schleswiger Speeldeel« verdiente sich mit ihrer volksnahen Aufführung unter Spielleitung von Annemarie Dienesen langanhaltenden Applaus, zumal sie die Komödie »Küselwind« stets in niederdeutscher Sprache aufführt, am Sonnabend aber unmittelbar vor Aufführungsbeginn aufgefordert wurde, auf hochdeutsch. »umzuschalten« und diese Situation hervorragend meisterte. Vermutlich gingen dadurch zahlreiche Pointen verloren, die nur auf plattdeutsch wirken.
- uk
Der Nordschleswiger, 11.11.1974