Alltomal Sünner

„Leeder, Dans, Speel un Spaaß“

Vergnüglicher Abend mit der „Schleswiger Speeldeel“

 

 

Zum Abschluß der diesjährigen Saison hatte die Schleswiger Speeldeel zu einem vergnüglichen Abend eingeladen unter dem Motto ‚Leeder, Danz, Speel un Spaaß‘. Uwe Petersen begrüßte die Zuschauer, unter ihnen Bürgervorsteher Hansen mit Gattin, und wies auf die Möglichkeit hin, in einen Förderkreis einzutreten. Mit launigen Worten führte er dann durch das Programm, an dessen Anfang der Männergesangverein „Eiche“ aus Neuberend stand. Unter der Leitung von Peter Jürgensen sang der Chor zunächst den Sängergruß „Grüß Gott“ von Albert Methfessel und dann weitere plattdeutsche Lieder, darunter „Jehann, nu spann de Schimmels an“, den „Hamborger Veermaster“ (mit Solo-Sänger) und das bekannte „Abendfreeden“. Für seine Leistungen in guter Aussprache und mit dynamischen Abstufungen vorgetragen, erhielt der Chor viel Beifall, dazu der Chorleiter ‚een Blomenstruuß för Mannslüüd‘, und es gab dazu „sößundörtig lütte Buddels an Band‘— eine nette Idee. Der MGV „Eiche bedankte sich seinerseits mit den Zugaben „Nun liegt ein heller Sonnenschein“ und „Es grüne die Tanne“.

Zum ersten Mal trat die Kinder-Tanzgruppe der ‚Schleswiger Speeldeel‘ öffentlich auf — und hatte großen Erfolg! In der Einstudierung von Elke Jacobs tanzten die Jungen und Mädchen „Wenn hier en Pott mit Bohnen steiht“, „Gaa vun mi“, „De Gemütlichkeit“ und „Widewitt, min Mann is kaamen“. Nach der Musik von Horst Jacobs (Akkordeon) tanzten die Kinder frisch und frei, sangen auch dazu, und zu dem reichen Beifall bekam jedes Kind einen großen Lolli.

Dazwischen hatte Uwe Petersen die heitere Geschichte ‚Dat Exomen‘ vorgelesen, und nach der Pause spielte die Speeldeel die Ein-Akt-Komödie „Alltomal Sünner“ von August Hinrichs. Die heitere Geschichte von den verlorengegangenen Briefen, von denen keiner in fremde Hände kommen darf und wobei jeder einen anderen verdächtigt, kam gut „über die Rampe“, insgesamt aber hätte ein wenig mehr Leben und Aktivität auf der Bühne herrschen können. Das Stück lebt vom Dialog, aber das Spiel darf nicht zu statuarisch werden. Volker Schwarz spielte sehr natürlich und lebensnah den Kröger und Posthalter Brummer, der trotz aller Bedenken dann noch seinen Segen zum „Happy End“ seiner Tochter Liesbeth gibt. Diese wurde von Mathilde Tams dargestellt, zuerst ein wenig befangen, doch bald sich freispielend. Minna, die Deenstdeern, spielte keck und plietsch Karin Jacobsen — der Beifall auf offener Szene galt oft ihr! Ausgezeichnet gab Uwe Petersen den Postbüdel Harm Sagebiel, den Haupt-Sünner, dem man jedes Wort und jede Gefühlsregung abnahm. Hermann Peters, der die Liesbeth glücklich macht, wurde von Konrad Hansen dargestellt — er hätte ein wenig mehr aus seiner Rolle machen können- Am Schluß allerdings vermochte er zu überzeugen.

Auch Peter Balzer, der abgewiesene Liebhaber, wirkte zunächst ein wenig leblos auf der Bühne, bis er sich mehr und mehr in seine Rolle hineinlebte und sie dann ganz ausfüllte. Herrlich Monika Stengel als Fru Meyer und Waltraud Evers als Fru Lüschen: beide mit einem nimmermüden Mundwerk begabt, das sie weidlich erklingen ließen und damit die Lacher auf Ihrer Seite hatten. Hansjürgen Mumm gab einen kritisch-überschauenden Kaufmann Klüver: er ist nicht gut auf das Finanzamt zu sprechen und gibt seiner Meinung diesbezüglich deutlichen Ausdruck. Einen ‚staatschen‘ Wachtmeister spielt Werner Jungjohann, der das Rätsel von der verschwundenen Posttasche zwar auch nicht lösen kann, aber als pflichteifriger Beamter doch sein Möglichstes tut und zur glücklichen Lösung — sehr sympathisch — noch einiges beiträgt. Wohl zum ersten Mal auf der Bühne und daher mit besonderem Beifall bedacht, spielte Kai Stengel frisch und natürlich den glücklichen Finder des Corpus delicti.

Regie führte Werner Jungiohann, für die Technik — das Telefon klingelte immer im rechten Augenblick! — zeichnete Helmut Utermann verantwortlich, und eine aufmerksame Souffleuse, die gelegentlich helfen mußte, war Elli Wulff. Beifall und Blumen wie immer, und die Zuschauer, die dieses Mal das Theater nicht füllten, können sich schon auf die nächste Spielzeit freuen.

Reimer Pohl

Schleswiger Nachrichten