Mit Geföhl un Wellenslag

Mit Geföhl un Wellenslag

Erfolgreiche Premiere der "Speeldeel" - Ein fröhliches Fest

Was tut man mit einem Mädchen, das man - halbertrunken und unterkühlt nachts aus der Ostsee fischt? Vor allem, wenn man zu zweit ist, zwei Junggesellen? Das muß natürlich Komplikationen ergeben, und das tut es dann auch kräftig.

Die Schleswiger "Speeldeel" kam mit ihrer letzten Premiere heraus, sie spielte von Konrad Hansen "Mit Geföhl un Wellenslag". Es war rundherum ein fröhliches Fest, fast ohne jede Einschränkung, und jeder, der nicht dabei gewesen sein konnte, sollte sich schleunigst den 12. Februar merken, da wird das Stück nämlich wiederholt. Denn es waren wirklich ein paar unbesetzte Plätze im Stadttheater, ob das am ungewohnten Sonnabend lag? Das „plattdeutsche" Publikum ist ja sonst den Sonntag gewohnt.

Drei glückliche Umstände kamen zusammen, aus denen die Aufführung ein voller Erfolg wurde: ein Autor, der genau weiß, wie ein Stück aufgebaut sein muß; ein Regisseur, der aus langen Bühnenerfahrungen weiß, wie das Gespielte. über die Rampe kommt, und die Tatsache, daß nur fünf Schauspieler agierten, so daß der Spielleiter jedem einzelnen viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen konnte.

So muß also die Leistung des Regisseurs Uwe Petersen kräftig herausgestrichen werden: er kennt seine Spieler, ihre Stärken und Schwächen, und hat darauf die Regie aufgebaut. Er bringt es z. B. fertig, zwei Personen nur sprechen zu lassen, es passiert so gut wie nichts, und trotzdem wirkt es nicht wie ein Hörspiel oder gar langweilig. Er läßt die Spieler an langer Leine agieren - und hat doch sein klares Konzept, das auf Spannung, Situationskomik und inhaltlicher Entwicklung aufgebaut ist. Diesem Prinzip ordnet sich alles unter - und es führt zum Erfolg. Häufiger Szenenbeifall und Lachsalven durchzogen das Haus, und der Schlußapplaus war lang und herzlich. Dabei war der Schluß des Stückes, abweichend vom üblichen Schema, durchaus nicht als "happy end" angelegt: das Mädchen, um das sich alles dreht, ist verschwunden, keiner der bei den Helden kriegt sie, und ob Käptn Brass mit seinem weiblichen "Admiral" glücklich wird, bleibt auch mehr als fraglich. Zunächst einmal scheint ihm „de witte Wol" wichtiger zu sein!

Nach der herzlichen Begrüßung durch Olly Gröning fing der Spaß sofort an: das köstliche Bühnenbild (Helmut Utermann) unterstrich die Probleme der beiden Brüder Peter und KaIli Schlünsen, prall und lebensecht dargestellt durch Horst Seegebarth und Peter Balzer. Beide haben eine umwerfende köstliche Art der Darstellung, allein die Art des Sprechens und des Gehens (wie z. B. Peter Schlünsen über die nicht mehr vorhandene Seekiste steigt!). Sie haben ein gutes Gespür für die Situationskomik, und daß die Alkohol-Szene und der Tango zu dritt zu Beginn des zweiten Aktes hart an der Grenze zum Klamauk lag, mußte wohl so sein, um das Erscheinen der Alma Köppke noch kontrastreicher zu gestalten. Diese wurde unübertrefflich durch Erika Larssen darstellt. Herrlich, wie sie ihre Befehle erteilt und als Putzdüvel durchs Haus fährt. Echt wirkte sie aber auch in ihrer Besorgnis, nun auch noch den vierten Ehemann zu kriegen! Dieses angepeilte Opfer, der Käptn Brass, wurde von Werner Jungjohann mit langjähriger Bühnenpraxis überzeugend verkörpert. Einerseits ist er der alte, erfahrene Seemann, der noch streng auf Befehl und Gehorsam achtet, andererseits der leicht trottelige Greis, der auf Brautschau geht - eine köstliche Studie! Ute Coordts spielte die Jenny, zunächst etwas steif und unbeholfen, dann aber freier und echter. Sie hat eine recht gute Diktion und wird ihr Spiel noch vervollkommnen.

Für die „Kledasch" zeichnete Margret Bronsert verantwortlich, die Technik, lag in sicheren Händen bei Konrad Hansen und Dietrich Bronsert, und eine zuverlässige Toseggersch war Doris Böck. - Die Gäste der Premierenfeier in Fahrdorf konnten auf einen vollen Erfolg zurückblicken.

Reimer Pohl

Schleswiger Nachrichten, Januar 1983

 

 

De Rullen un de Speelers

 

Peter Schlünsen

Horst Seegebarth

Kalli Schlünsen

Peter Balzer

Jenny

Ute Coordts

Alma Köppke

Erika Larssen

Käppen Brass

Werner Jungjohann

 

 

Intrimmt hett

Uwe Petersen

Speeldeel inricht

Helmut Utermann

Kledaasch

Margret Bronsert

Technik maakt

Konrad Hansen

 

Dietrich Bronsert

Toseggen deit

Doris Böck