De Deern in Büxen

Mehr als nur Laienspieler

 "Golden Harvst" und "De Deern in Büxen"
 bei der Speeldeel

 

 

"Wintervergnögen - Winter hebbt wi nich, awers Vergnögen wüllt wi hebben" - so begrüßte Olli Gröning die Besucher, die zur ersten Premiere der Schleswiger Speeldeel ins Stadttheater gekommen waren.

Es wurden zwei Stücke an einem Abend aufgeführt. Zunächst gab es den Einakter "Golden Harvst" von Jens Exler  - die Aufführung war bereits der Beitrag der "Speeldeel" zu den Schleswiger Kulturtagen gewesen. Ein aktuelles Thema - zwei "Senioren", allein lebend, finden sich nach manchen Problemen und Schwierigkeiten. Die Probleme liegen hauptsächlich darin, daß jeder von beiden schrullig-knurrig geworden ist und sich nun wieder auf einen Partner – nach dem sich jeder sehnt - einstellen muß.

Das machen Ingrid Back und Karlheinz Erichsen absolut überzeugend. Besonders Frau Back glänzt mit ihrem bissigen Mundwerk, den vielen Pointen und ihrer rauhen Schale, hinter der sich ein weiches Wesen verbirgt. Das weiß die wandlungsfähige Schauspielerin trefflich zu verdeutlichen. Auch Karlheinz  Erichsen, der gelegentlich etwas undeutlich spricht, zieht alle Register des Könnens, nicht ganz so bullerig wie seine Partnerin, aber doch mit den Kriterien des Volkstheaters.

Die jungen "Pendants" sind Tanja Brandt und Torge Schwarz - auch sie geben ihr Bestes. Die - natürlich - fehlende Erfahrung machen sie wett durch jugendliche Frische. Alle vier agieren unter der sorgfältigen Regie von Werner Jungjohann in einem Bühnenbild, das von Alfred Christians eingerichtet worden war.

Nach der langen Umbaupause gab es dann "De Deern in Büxen", ein zweiaktiges Lustspiel von Hans Balzer. Zwei aufgeklärte, moderne junge Leute, die von Liebe und Ehe nichts halten, werden durch die erfahrene Zimmervermieterin zu einer natürlichen Lebensweise gebracht, in der die Liebe eine große Rolle spielt.

Dieser "Mudder Alma Söbenhöhner" verleiht Waltraud Heutmann treffendes, pralles Leben: prächtig, wie sie einfühlsam, mit klarer Zielsetzung und überraschenden Gags die jungen Leute in das Wesen von Mann und Frau einführt. Das war eine großartige Leistung, die so manches Laienschauspielertum weit überragt.

Die beiden jungen Leute, den "Erfinder" Artur Kruse und seinen Compagnon Olly Meyer spielen Jörg-Peter Nissen und Ute Renkhoff - begabte Nachwuchsschauspieler. Uwe Petersen hat ihnen als Regisseur gute Hilfestellung geleistet, beide haben ausgezeichnete Anlagen, die weiter auszubauen sind. Das Publikum hatte viel Freude.

Den troddeligen Gerichtsvollzieher Pickenpack spielt Alfred Christians naiv, unbedarft, gutmütig - auch in der Schwipsszene überzog er nie, obwohl das Stück im zweiten Akt hart an der Grenze zum Klamauk liegt. Helmut Finger gab den plattdeutschen Amerikaner Charles Slohmann mit lässiger Nonchalance und guter Darstellung.

Auch hier stammten Bühnenbild und Technik von A. Christians, für die Masken waren Britta Walter und Sylvia Brodersen verantwortlich. Es gab wie immer herzlichen, langandauernden Beifall und viele Blumen für alle Mitwirkenden.

REIMER POHL

Schleswiger Nachrichten, 22.1.1991

 

 

De Rullen un de Speeler

 

Golden Harvst

Selma Westermann
Witwe un Rentnerin

 

Ingrid Back

Conrad Schramm
Witwer un Rentner

 

Karlheinz Erichsen

Birte Schramm
sien Enkeldochter

 

Tanja Brand

Stefan Winkler
Student

 

Torge Schwarz

 

 

 

Intrimmt hett

 

Werner Jungjohann

Speeldeel inricht

 

Alfred Christians

Hoor un Snutenwark

 

Britta Walter

Technik makt

 

Alfred Christians

Toseggen deit

 

Gisela Erichsen

 

De Rullen un de Speeler

 

De Deern in Büxen

Artur Kruse

 

Jörg-Peter Nissen

Alma Söbenhöhner

 

Waltraud Heutmann

Olly Meyer

 

Ute Renkhoff

Charles Slohmann

 

Helmut Finger

Pickenpack

 

Alfred Christians

Intrimmt hett

 

Uwe Petersen

Speeldeel inricht

 

Alfred Christians

Hoor un Snutenwark

 

Sylvia Brodersen

Technik makt

 

Alfred Christians

Toseggen deit

 

Ingrid Back