Snieder Nörig

Wenn das liebe Geld nicht wäre. . .

Wesselburener begeistert von Aufführung der Speeldeel

 

Werner Jungjohann, Uwe Petersen

Werner Jungjohann, Uwe Petersen

 

 Wesselburen (scf) Ein vergnüglicher Abend erwartete das Publikum im vollbesetzten Hebbelhaus in Wesselburen. Die Schleswiger Speeldeel führte die plattdeutsche Komödie "Snieder Nörig" von Paul Schurek auf.

"Wir haben die Vereinsvorstände Wesselburens zu dieser Vorstellung eingeladen, als Dank für ihre ehrenamtliche Tätigkeit", sagte Bürgervorsteher Ferdinand Jans, im Namen des Magistrats und des Sekretärs der Hebbelgesellschaft, Volker Schulz.

Mit großem Schwung präsentierten die Schauspieler die Komödie vom geizigen Schneider Nörig, der seine junge Tochter Anna an den Schneider Krup verheiraten will. Er selbst beschließt, Krups Schwester Manda zu heiraten und merkt nicht, daß das berechnende Geschwisterpaar es nur auf seinen Sparstrumpf abgesehen hat und mit seinem baldigen Ableben rechnet. Aber der widerborstige Alte hat die Rechnung ohne seine Kinder gemacht, die den „snöten olen Knust“ überlisten. Ende gut, alles gut: Am Schluß bekommt Anna, wie kann es anders sein, doch ihren Hannes und Snieder Nörig wirft die beiden Krups aus dem Haus.

Der fast 75jährige Werner Jungjohann, Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender der Schleswiger Speeldeel, spielte seine Wunschrolle als Snieder Nörig mit Bravour. Er verstand es, den geizigen, unzufriedenen Alten trotz aller Schwächen liebenswert erscheinen zu lassen. Uwe Petersen verkörperte den Typus des schmierigen, händereibenden Betrügers Krup mit überzeugend- komödiantischem Talent. Starken Beifall erntete auch Erika Larssen in ihrer Nebenrolle als klatschsüchtige Frau Meier. Das harmonische Zusammenspiel des Ensembles sorgte für viel Gelächter beim Publikum.

Dithmarscher Landeszeitung 23 2 1995

 

 

Die Wunschrolle als Jubiläumsgeschenk

Werner Jungjohann spielt Snieder Nörig

 

Dem Jubilar wurde zum 40jährigen Bühnenjubiläum das Geschenk gemacht, seine Wunschrolle spielen zu dürfen — doch es war auch ein Geschenk an seine Zuschauer. Die Rede ist von Werner Jungjohann: „Seine“ Bühne, die „Schleswiger Speeldeel“, die er 1961 mitbegründet hat, erfüllte ihm den Wunsch, den „Snieder Nörig“ in der gleichnamigen Komödie von Paul Schurek darzustellen.

Er brachte das so überzeugend und herzerfrischend, daß er damit rundherum Freude und Vergnügen verbreitete. So stand er also im Mittelpunkt des Interesses. Seinen „Fritz Nörig“ versah er mit allem Beiwerk, das die Rolle verlangt: Geiz, Mißtrauen, Habgier, Egoismus, Ungerechtigkeit, Forderungen; dazu eine keifende Stimme — ein echter Gnadderkopp“! Ihm ebenbürtig, aber voller Kontraste: Uwe Petersen als Krischan Krup, Freund, Nachbar, Konkurrent und Kontrahent. Hinterhältigkeit, Aalglattheit, falsche Freundlichkeit, Selbstsucht in egoistischen Geschäfts- und Heiratsplänen — das vermochte Petersen bestens über die Rampe zu bringen. Nörigs Töchter Anna und Tine (Anja Schmidt und Karin Jacobsen) sind rührend bemüht, ihrem Vater alles recht zu machen — es gelingt ihnen nicht. Bei de spielen echt und natürlich. Volker Schwarz spielt Tines Mann Paul, einen Barbier, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, seinen Schwiegervater zu nehmen weiß und mit allerhand Gags die Lacher auf seiner Seite hat. Dem Schlosser Hannes, Annes Bräutigam, verleiht Alfred Christians heitere Züge. Er weiß, was er will, geht bei der „Erziehung“ seines künftigen Schwiegervaters nicht immer ganz legal vor, hat aber Erfolg in jeder Beziehung — eine gute Leistung! Waltraud Heutmann mimt die verknöcherte, altjüngferliche Manda, die nur des Geldes wegen den „Snieder“ heiraten will. Eine köstliche Studie einer Schludertasche bietet Erika Larssen als Fru Meier.

Olly Gröning hatte das voll besetzte Haus fröhlich begrüßt. Die Regie des Stückes führte Hauke Stieger — an manchen Stellen müßte er die Schauspieler zur Spannungserhaltung noch mehr an die kurze Leine nehmen. Alfred Christians hatte die Bühne hergerichtet; für den „Lüttkram“ war Gertrud Meinke verantwortlich; Masken und Frisuren lagen bei Edna Stieger, die auch eine zuverlässi ge Souffleuse war.

Nach der Aufführung wurde Werner Jungjohann besonders geehrt. 40 rote Rosen, für jedes Bühnenjahr eine, gaben den äußeren Rahmen; dazu kamen herzliche Dankesworte von Uwe Petersen: „De Schleswiger Speeldeel hett die veel to verdanken!“ Glückwünsche überbrachte auch Reinhard Jeschke, der Vorsitzende des Landesverbandes der Amateur-Theater Schleswig-Holsteins. Über 60 Gäste nahmen an der anschließenden Premierenfeier teil.

REIMER POHL

Schleswiger Nachrichten