Geistvolle Komödie voller Spannung
Speeldeel präsentierte "Allens in'n Griff”
Kalli Walter, Kai Boysen, Reinhard Huxhold
Zu ihrer dritten und letzten Premiere in dieser Spielzeit hatte die Schleswiger Speeldeel ins Stadttheater eingeladen. "Allens in'n Griff", lautete der Titel der Komödie von Konrad Hansen - wohl besser "Kriminal-Komödie", wie Werner Jungjohann in seiner Begrüßung meinte. Diese Premiere war der Höhepunkt der Saison - es “stimmte” einfach alles: ein heiteres geistvolles, spritziges Stück voller Spannung und Gags (mit nur wenigen Plattheiten), eine flotte und lebendige Regie (Horst Seegebarth), ein gutgelauntes, ausverkauftes Haus - und vor allem ausgezeichnete schauspielerische Leistungen, die rundherum große Anerkennung verdienen.
Resolut und ganz nach ihren Zielen ausgerichtet, gar nicht "tüdelig", spielt Ingrid Back die großartige Oma Lemke (ihr Auftreten sowie die Ganoven und die Truhe unter dem Fenster erinnern an "Arsen und Spitzenhäubchen"). Ihre Tochter Rosemarie wird von Waltraut Heutmann bestens mit Leben gefüllt: sie läßt sich von ihrem Mann nichts gefallen, hat "Allens in'n Griff" und ist doch nicht frei von weiblichen Eitelkeiten. Herrlich, wie sie mit dem verhinderten Tresorknacker nach “Wiener Blut” Walzer tanzt! Ihrem Mann Hannes Klövkorn gibt Heinz-Jürgen Faust poltrige, laute, dumm-dreiste Züge - alles wirkt absolut natürlich in Gestik, Mimik und Sprache. Den Sohn Rainer spielt Reinhard Huxhold - als Polizeibeamter hat er nicht so ganz den rechten Durchblick; als Feierabend - Immobilien-Makler schon eher. Huxhold spielt und spricht sehr gut.
Britta Walter ist eine kesse, draufgängerische Tochter Beate. Man nimmt ihr die Wünsche, die mit Männern zusammenhängen, durchaus ab, aber auch ihre Angst vor dem "Zombie". Die verhinderten Bankräuber und Tresorknacker, denen sich alles, aber auch alles in den Weg stellt, werden von Kalli Walter und Kai Boysen dargestellt: Walter souverän, großspurig, überlegen wirkend, ganz der "Profi" - der später sehr kleinlaut wirkt; Boysen zunächst zu stur und wortkarg, später lebendiger und beweglich.
Das Ensemble der sieben Schauspielerinnen und Schauspieler wirkte einheitlich und gleichwertig- - Karsten Kalthoff hatte ein ansprechendes Bühnenbild aufgebaut und war - zusammen mit Hans Paulsen - für die Technik verantwortlich; als Maskenbildnerin und als Souffleuse agierte Heike Walter. - Wer das Stück nicht gesehen hat, sollte am 2. April die Gelegenheit wahrnehmen.
REIMER POHL
Schleswiger Nachrichten, 20.3.1995