De Kriegskamerad
Speeldeel bot viel Vergnügen mit
"De Kriegskamerad"
Prächtige Aufführung ohne billigen Klamauk
Mit einem glänzenden Start begann die Schleswiger Speeldeel die neue Spielzeit. Auf dem Programm stand der Schwank „De Kriegskamerad“ von Rudolf Reiner - ein gutes Stück. Zusammen mit hochmotivierten Spielerinnen und Spielern ergab sich eine prächtige Aufführung, die - ohne billigen Klamauk - dem fast voll besetzten Hause viel Vergnügen bereitete.
Es geht um den alten Kampf der Geschlechter, der hier nach einem reinigenden Gewitter mit einem tragbaren Kompromiß endet.
Daran hat vor allem der Kriegskamerad seinen großen Anteil, der durch Alfred Christians pralles Leben und Gestalt erhält. Der Schauspieler bringt es fertig, sowohl den schlitzohrigen Hausierer als auch den Freund, der in drei Rollen schlüpfen muß, überzeugend auf die Bühne zu stellen. Seine Mischung aus Schläue und Begriffsstutzigkeit nimmt man ihm anstandslos ab - eine großartige Leistung, die auch in der Weinseligkeit die Grenzen wahrt. Die drei Paare - besser: drei Frauen und drei Männer! - erhalten durch ihre Darsteller farbige, unterschiedliche Charaktere. Otto und Helene, von Heinz-Jürgen Faust und Erika Larssen dargestellt, zeichnen sich durch Witz und Schlagfertigkeit aus, Helene auch durch Kiebigkeit. Marina Boysen und Peter Philipp als Siegfried und Klara bilden den zurückhaltenden Gegenpol; auch sie setzen ihre klaren Akzente im Spiel. Peter Philipp müßte noch deutlicher sprechen. Fritz und Louise werden durch Horst Seegebarth und Karin Jacobsen dargestellt, ein bißchen vornehm und dadurch in guter Ergänzung. Beide füllen ihre Rolle mit prallem Leben aus, Karin Jacobsen dabei äußerst plietsch. Eine flotte Regie führen Uwe Petersen und Wemer Jungjohann, Bühnenbild und Technik besorgte A Christians. Für den Lüttkram war Inge Gräfe verantwortlich, und eine zuverlässige Toseggersch war Ute Renkhoff. - Es gab viel Beifall und viele Blumensträuße.
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten
De Rullen un de Speelers
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