Alleen in de Sauna
Von der Läuterung eines „Verbal-Erotikers"
Das „Speeldeel"-Premierenpublikum feierte am Sonnabend ihren König: Horst Seegebarth als Karl-Heinz König in „Alleen in de Sauna". Ein amüsanter Ein-Mann-Marathon eines Familienvaters, Fremdgängers und Anwalts, der sich dazu entschließt, mit sich selbst ins Gericht zu gehen.
Karl-Heinz „Kalle" König: Schwitzen, grübeln und warten aufs schöne Geschlecht. Foto:Filz
Schleswig - Der Mann hat's geschafft, den Bademantel abgelegt, seine Rolle nicht ganz. Ein Belohnungsbierchen in der Hand, und Horst Seegebarth lacht sich ins Fäustchen, betont standfest, nichts hinzugedichtet zu haben. „Bravo"-Rufe und Applaus seines Premierenpublikums liegen noch im Ohr, vor ausverkauftem Haus hat der „Speeldeel"-Mime bewiesen, dass er ein Bühnen-König ist. Frank Pinkus' Komödie hat er plattdeutschen Charme, Marke echt und unverfälscht, verpasst: „Alleen in de Sauna". Das war Horst Seegebarth (63) als Karl-Heinz „Kalle" König (59) -mit ganzem Körpereinsatz beim nervenaufreibenden Sauna-Gang.
Zeit zum Grübeln hat der Kerl genug. Niemand ist bei ihm, keine Frau im Blickfeld. Wir sind beim Thema des Abends. Und den Fragen: Was wollen Frauen, was die Männer, warum können sie schlecht mit dem anderen Geschlecht und erst recht nicht ohne? König scheint Experte: Vater von Marco (3) und Jana (6 Monate), verheiratet mit Susanne (40), ins Bett geht er mit Maren (28). Im Ehebett sind „flaue Tiden" angebrochen, hat Maren keine Zeit, wird König zum „Verbal-Erotiker" und Sauna-Gänger, der auf erfrischte Atemwege pfeift, auf „Abwechslung vom Alltagsmenü" schwört: junges Frauengemüse mit knackigen Brüsten.
In der Sauna nichts Neues: Tiraden über Frauen, Männer und beider Vorlieben sind durchaus zur Genüge publiziert, obendrein teils überholungsbedürftig. Warum bloß ist Susanne kaufsüchtig, will sie kein spontan-erotisches Abenteuer, viel lieber ein kommodes Flair mit haufenweise Teelichtern? Warum will sie reden und er seine Ruhe hinterm „Schutzwall" Tageszeitung? Warum liebt sie Salat und er seinen Grillteller? Warum hasst sie Macken, die sie früher „sööt" fand? König redet, redet, redet, bis er die Opferrolle aufgibt, den Blick auf sich lenkt und die Lösung sucht. Ganz ohne Mitleid klappt der vorhersehbare Showdown leider nicht, zur Läuterung wird König gezwungen, eine Wahl hat er nicht: Per Handy erfährt der Anwalt von seiner Denunzierung per TV, Maren macht Schluss und die beste Ehefrau von allen hält zu ihm. Dass diese Figur aus der Feder des Herrn Pinkus königlich amüsiert hat, ist Seegebarth und seinem plattdeutsch sprechenden Schalk im Nacken zu verdanken. Danke dafür.
HILDEGARD FILZ
Schleswiger Nachrichten, 8.1.2007
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