Die Speeldeel macht jetzt Ernst

Die Speeldeel spielt Gerhart Hauptmann — auf Platt. Das Ensemble zeigt, dass diese Bühnenkunst nicht nur lustig, sondern auch nachdenklich macht. Eindrucksvoller Beweis war die Premiere des sozialkritischen Dramas „Fuhrmann Henschel"

 

Jann Rothberg, Katharina Witt, Lutz SchnoorJann Rothberg, Kati Witt, Lutz Schnoor

 

Schleswig - „Es geht um einfache Leute, und die sprechen kein gewähltes Hochdeutsch", schreibt die Speeldeel, mit Blick auf die Figuren des Stücks, im Programmheft. So bot es sich an, das sozialkritische Drama „Fuhrmann Henschel" von Gerhart Hauptmann (1862 bis 1946) ins Niederdeutsche zu übertragen. Was dabei herauskam, konnte das Premierenpublikum Sonnabendabend im fast voll besetzten Stadttheater erleben. Das eindrucksvolle Erlebnis bewies, dass plattdeutsches Theater nicht nur Lustiges zu bieten hat.

Die Spieler zeigten durchweg sehr gute Leistungen. Da ist in erster Linie Jann Rothberg zu nennen, der die Hauptfigur Fuhrmann Wilhelm Henschel als Mann mit Widersprüchen darstellt: Zunächst ist er gradlinig, aufrichtig, berechenbar und ehrlich. Dann lädt er schwere Schuld auf sich, indem er das Versprechen, „de Deern" Hanne Schäl nicht zu heiraten, bricht. Dies hatte er seiner Frau auf ihrem Sterbebett zugesagt. Er leidet unter seiner Schuld, wird ungerecht, unberechenbar, aggressiv. Schließlich sieht er keinen Ausweg mehr, sodass Siebenhaar sagt: „Em is nich mehr to hölpen." Apropos: Großartig ist Kalli Walter als Hotelbesitzer Siebenhaar: pragmatisch, klar in seinen Lebenslinien, auf Ausgleich bedacht, jedoch nicht ohne Vorteilsnahme.

Als Hanne überzeugt Petra Utermann. Mitten im Leben steht sie, weiß ihre Vorteile zu nutzen, lässt sich umschwärmen, ist auch fleißig. Allerdings verleugnet sie ihr eigenes Kind und setzt damit eine Reihe von Schwierigkeiten in Gang. Auch sie wird schuldig, vermag das aber nicht einzusehen. Viel Zustimmung erntete auch Heinz-Jürgen Faust als Altknecht Hauffe, der in aller Einfachheit vieles durchschaut, was Henschel und Hanne verheimlichen möchten.

Das Bühnen-Ensemble wird durch eine Reihe kleinerer Rollen ergänzt: Nicole Hünefeld als todkranke Frau Henschel, Carsten Peter als Hannes Liebhaber Franz und Kai Boysen als schillernder Wirt Wermelskirch. Seine Frau wird von Ute Renkhoff dargestellt, und die kurzfristig eingesprungene Katharina Witt spielt ihre liebeshungrige Tochter Franziska. Fuhrmanns Schwager Walther bekommt durch Lutz Schnoor klare Konturen. Den Kellner Schorsch spielt überzeugend Thomas Erichsen, und dem Schnorrer Fabig verleiht Sven Höck menschliche Züge.

Regisseur Hauke Stieger legt das Drama breit und behäbig an. Einige Szenen, besonders in den beiden ersten Akten, ließen sich aber straffen, was der Aufführung gut täte. Insgesamt aber eine beeindruckende Darbietung dieses sozialkritischen Dramas von Gerhart Hauptmann.


REIMER POHL

Schleswiger Nachrichten 26.1.2009

 

 

De hebbt mitmaakt

Hanne

 

Petra Utermann

Fuhrmann Henschel

 

Jann Rothberg

Fru Henschel

 

Nicole Hünefeld

Franz

 

Carsten Peter

Hauffe

 

Heinz-Jürgen Faust

Siebenhaar

 

Kalli Walter

Franziska

 

Vinessa Krause
Katharina Witt

Wermelskirch

 

Kai Boysen

Fru Wermelskirch

 

Ute Renkhoff

Georg

 

Thomas Erichsen

Fabig

 

Sven Höck

Walther

 

Lutz Schnoor

 

 

 

Intrimmt hett

 

Hauke Stieger

Speeldeel inricht hebbt

 

Robert Krause
Lutz Schnoor

Technik maakt

 

Bernd Leunig

Lüttkram maakt

 

Anne Meyer

Hoor un Snutenwark

 

Edna Stieger

Toseggen deit

 

Ingrid Oeser

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Norderstedt