Minsch arger di nich
”Krimi-Komödie” mit Schwächen - aber gut gespielt
Claus Schimmer, Silke Jöns, Gerda Jonas, Horst Seegebarth
Auch die letzte Premiere dieser Spielzeit, mit der die “Schleswiger Speeldeel” im vollbesetzten Stadttheater auftrat, stand unter einem guten Stern. In seiner Begrüßung überreichte Uwe Petersen dem Schauspieler Wulf Gröning für 25-jährige Mitgliedschaft eine Urkunde, die Silberne Ehrennadel und einen Blumenstrauß. Aufgeführt wurde die Komödie - oder fast ein Krimi - “Minsch arger di nich” von Florian Battermann, plattdeutsch von Heino Bauerhoop. Unter der flotten und versierten Regie Uwe Petersens agierten die Spieler sicher und zielstrebig - gab es doch einen Kriminalfall aufzuklären. Allerdings hat das Stück seine Schwächen. Es scheint in den achtziger Jahren angesiedelt zu sein und wirkt streckenweise hausbacken und überholt. Aber die Schauspieler machten das Beste daraus. Da ist in erster Linie Horst Seegebarth zu nennen, der den pensionierten Offizier August von Rottow überzeugend repräsentiert. Er lebt noch ganz in “Preußens Gloria” einschließlich der Marschmusik, und schwärmt von seiner Militärzeit. Man nimmt ihm seine Intentionen problemlos ab. Seegebarth spricht hier kein Plattdeutsch, obwohl er es bestens kann. Er muss in diesem Stück den breiten ostpreußischen Dialekt wählen, den er auch glänzend beherrscht. Ihm kaum nach steht Gerda Jonas, die der leicht “tüdelige” Anna Klingenberg Leben und Gestalt gibt. Sie spielt ihren Part ausgezeichnet und trägt zum “Mordkomplott” allerlei bei. Silke Jöns spielt die pensionierte Studienrätin Käthe Paul, die ein etwas gespaltenes Verhältnis zu dem früheren Schauspieler Ernst Beckmann zeigt. Einerseits ist sie die “liebende Ãltere”, andererseits kann sie ihr vorherrschendes Wesen nicht verbergen. Auch sie ist bei den Mordgedanken aktiv beteiligt.
Den früheren Schauspieler Beckmann gibt Claus Schimmer in gewohnter Qualität. Sein Wechsel vom Gegner zum Befürworter der abenteuerlichen Pläne kommt überraschend, aber nicht unerwartet. In allem, was er tut, ist er Feuer und Flamme. Schimmer spricht ein makelloses Platt, muss sich aber noch mehr um eine deutliche Aussprache bemühen.
Die Enkelin des Offiziers spielt die Debütantin Grit Wilhelm. In der Aufmachung eines Punks gibt sie sich gradlinig und zielgerecht. Auch ist sie recht “schlagfertig”. Dann ist da noch das Ekel Max - der “Pfleger” traktiert und schikaniert die Bewohner der ”Seniorenresidenz” - gut gespielt von Stefan Reimann. Kein Wunder, dass die Beteiligten sich auf ungewöhnliche Weise von ihm trennen wollen.
Eine sichere, aber auch notwendige Souffleuse war Maria Clausen-Seegebarth, Bühnenbild und Technik lagen bei Georg Funk in guten Händen, unterstützt wurde er von Claudia Jürgensen und Klaus Möller. Für die Maske und Kostüme war Ingeborg Grimm verantwortlich, für den “Lüttkram” sorgte Rosi Simon.
Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten, 28.3.2011