Mien Söhn, de Dokter (2014)

“Mien Söhn, de Doktor” -
Speeldeel feiert erfolgreiche Premiere

 

Mien Söhn

Dirk Boysen, Jens-Ole Kleinert

 

SCHLESWIG Eine erfolgreiche Premiere hat am Wochenende die Schleswiger Speeldeel mit dem Stück „Mien Söhn, de Doktor" gefeiert. Es führt das Publikum in die 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als es eine starke Rolle spielte, aus welcher sozialen Schicht man kam. Geschrieben hat diese „Komödie mit ernstem Hintergrund" Heinz Meising; ins Plattdeutsche übersetzt wurde sie von Olly Gröning.

Das Stück dreht sich um den Busfahrer Richard Asmussen, dessen drei Kinder unterschiedliche Berufswege eingeschlagen haben. Sohn Gerd ist Malergeselle, Tochter Helga Friseuse. Eberhard hingegen sitzt gerade im Doktorexamen. Aus dieser Konstellation ergeben sich viele Probleme, die schließlich - mit und ohne Alkohol - in einer ziemlichen Katastrophe enden.

Vater Richard wird von Reinhard Huxhold ausgezeichnet dargestellt. Der Schauspieler bringt es fertig, ganz unterschiedliche Züge seines Charakters deutlich werden zu lassen. Der Vater ist geradezu übertrieben stolz auf seinen studierten Sohn. Es wird klar, dass er seine beiden anderen Kinder wegen ihres „sozialen Standes", die dem seinen gleichen, wenig achtet.

Seine Frau Marie wird von Birte Nissen-Reimer gespielt. Sie ist auf Friede und Ausgleich in der Familie bedacht, was ihr nur in geringem Maße gelingt. Nissen-Reimer wird im Laufe der Aufführung immer freier und lebendiger, so dass sie sich gut in das Ensemble einfügt.

Sven Höck mimt Sohn Gerd, der oft ermahnt werden muss, keine unanständigen Witze zu erzählen. Höck spielt sehr natürlich und menschlich. Katharina Witt ist Tochter Helga - diese bringt ihre vernünftigen Ansichten und Bewertungen deutlich auf die Bühne, man erlebt bei ihr ein klares, überzeugendes Spiel. Ebenso erfreulich die Leistung von Peter Philipp in der Rolle als   Richards   Arbeitskollege Paul.

Sohn Eberhard, der gerade sein Doktorexamen bestanden hat und der vom Vater sehr gefördert wurde, wird von Dirk Boysen dargestellt. Eberhard gelingt es nicht, die Abgrenzung zwischen den sozialen Schichten zu überwinden. Schließlich trennt er sich von Eltern und Geschwistern, ohne dass es einen Ausweg zu geben scheint. Boysens Darstellung wirkt überzeugend.

Als Regisseur zeichnete der erfahrene Jens Larssen verantwortlich; das Bühnenbild - ein biederes Wohn- und Esszimmer einer bürgerlichen Familie - stammt von Lutz Schnoor; die Technik lag bei Bernd Iwers in guten Händen, und eine zuverlässige, aber auch gelegentlich geforderte Souffleuse war Elke Meifort. Gaby Lorenz hatte für den „Lüttkram", die Kostüme und die Frisuren gesorgt.

Schade nur, dass der Autor das Stück in sechs „Bilder" zerteilt hat - bei zwei oder drei Akten wäre der Zusammenhalt besser hergestellt worden. Dennoch war das Publikum im fast ausverkauften „Slesvighus" begeistert nach dieser glänzenden Aufführung.

Reimer Pohl
Schleswiger Nachrichten 20.1.2014