De letzte Willen
Schleswiger Nachrichten - Montag, 20.10.2014
Speeldeel zeigt heitere Komödie mit kleiner Schlägerei
Schleswig
Die neue Theatersaison der Schleswiger Speeldeel begann mit einem heiteren, aber auch nachdenklichen Stück: „De letzte Willen“. Es ist eine Komödie aus der Feder von Fitzgerald Kusz, die plattdeutsche Fassung stammt von Rolf Petersen. Es geht in dem Stück unter der flotten Regie von Felix Borchert um „Erbstreitigkeiten“. Der Saal vom „Slesvighus“ war wie immer voll besetzt. Gestritten wurde auf der Bühne um das reiche Erbe der verstorbenen Tante Martha. Die Familienverhältnisse waren zunächst ein bisschen verwirrend: Die Schwester der verstorbenen Martha, nämlich Olga, wurde von Waltraut Heutmann hervorragend wiedergegeben. Sie ließ an ihrer Schwester kein gutes Haar, fühlte sich immer benachteiligt, sah in allem das Negative, war aber auch selbstbewusst und schlagfertig. Ihre Tochter Ursel, die angeblich psychische Schwierigkeiten hatte, war mit Birgit Panten sehr gut besetzt. Wenn sie im hinteren Bühnenbereich agierte, sprach sie allerdings zu leise. Olgas Sohn Kurt hatte in Torsten Möller einen adäquaten Darsteller: laut, polternd, raffgierig, aber gelegentlich auch einsichtig. Kurts Frau Siggi (Claudia Jürgensen), lebenslustig und dem Alkohol sowie der Männerwelt zugetan, brachte oft einen spritzigen Zug ins Spiel. Sehr rücksichtslos und barsch, vor allem gegen die Frauen (Tante, Ehefrau und Kusine) war Neffe Heinz (Carsten Bendixen). Er war sehr begierig auf das Erbe, scheute sich auch nicht vor kriminellen Tricks, es kommt dabei sogar zu einer Schlägerei. Seine Ehefrau Karin hatte sehr unter ihm zu leiden – Ute Renkhoff machte das sehr gut. Aber schließlich war es doch zuviel: sie wollte die Konsequenzen aus dem Verhalten ihres Mannes ziehen. Der lachende Erbe war dann schließlich der fröhliche Saxophonist Klaus (Hartwig Petersen), der immer die gute Laune und zum Schluss auch Recht behielt. Den von allen herumkommandierten Hausmeister Rothbüdel spielte Claus Schimmer ehrlich und überzeugend. Tante Martha tauchte noch einmal in einem Video auf (Elke Maifort), und zusätzlich konnte sie auch noch als zuverlässige Souffleuse tätig sein. Bühnenbild und Technik lagen bei Hauke Hoffmann-Timm und Paul Brodersen in guten Händen, und für den Lüttkram war Anne Meyer verantwortlich. Das Publikum hatte viel Spaß an der Aufführung.
Reimer Pohl
Anmerkung: Bei der Beleuchtung unterstützte auch Georg Funk.